„Woran denkt man wenn man hört, daß jemand Josephine Kaiser heißt?

Zuerst an Josefine Mutzenbacher, dann an die Kaiserin Sissi

und wie bringt man das zusammen?”

„Aber der Reihe nach. Auf der Praterinsel in Münchens Zentrum findet jährlich die Underground Messe Urban Art statt. Auch das ein Widerspruch in sich. Underground und Kommerz ? Wie geht das nur zusammen. Auf dieser Veranstaltung die sich kultig gibt, aber im Grunde wie eine kommerzielle Kunstmesse für den Mann von der Straße aufgezogen ist, wird in klassischen Messeständen Graffiti zur Kunst erhoben, mit Preisschildern versehen und den üblichen Qualitäts- und Niveauunterschieden wie auf herkömmlichen Messen, das was man im Stadtbild jeder Groß- und Kleinstadt, oft auch als Beleidigung für die Augen und die betroffenen Gebäude, als Schmierereien wahrnimmt, auf Leinwände gesprüht und versucht an den Mann oder die Frau zu bringen.”

„Beim Rundgang durch die 3 Tage Messe bei der es durch die Masse der Ware und den großen Publikumsandrang gar nicht so leicht war die Spreu vom Weizen zu trennen, fiel mir ein Stand der anders als die Anderen war ins Auge.

An den Stellwänden war nichts gesprüht, hing nichts Eindimensionales im rechtem Winkel. Man musste nahe rangehen um zu erkennen was denn da an der Wand hing. Bei der genauen Betrachtung der Hängeware handelte es sich um ungefähr 20 bis 30 cm kleine bunte Halbrelief- Puppen die es in sich haben. Es waren humorvolle witzige mit einem Augenzwinkern, aber im Detail präzise ausgearbeitete zur Überzeichnung neigende Charakterstudien sexueller Männerphantasien, wie man sie aus Hochglanz Männer Magazinen zu kennen glaubt.”

„An der Grenze zum politisch unkorrekten. Neugierig geworden und mit Kaufansicht erkundigte ich mich beim vermeindlichen Standinhaber nach dem Preis, ob es sich um Originale handle, in welcher Technik sie hergestellt wurden und ob er der Autor dieser wunderbaren zum Schmunzeln und Nachdenken anregenden kleinen Frechheiten sei. Er schüttelte den Kopf, sagte „ Moment mal „ und entschwand. Kurz danach näherte sich eine strahlende üppige attraktive blonde Mittdreißigerin die sich zu meinem Erstaunen ( ich hätte geschworen, daß das nur einem Männerhirn entsprungen sein kann) als die Schöpferin der wunderbaren kleinen Kunstwerke zu erkennen gab und mich über Machart und Preis in Kenntnis setzte.

Ich kaufte zwei wobei die Qual der Wahl mich plagte. Am liebsten hätte ich alle gekauft. Was macht die kleinen Skulpturen zu dem was sie sind und ich in ihnen sehe? Sie sind genaue Beobachtungen und doch sehr freie Formulierungen der unausgesprochenen sexuellen Zwischenwelt von Phantasie und Realität die in jedem von uns steckt. In ihrer Ausdruckskraft die auf die Kenntnis der Materie durch die Künstlerin schließen lassen sind sie humorvolle exakte Reflexionen einer Sicht auf die Welt die bei den meisten unterdrückt und doch unterschwellig vorhanden ist.”

„Ihre ausdrucksstarke Aussagekraft geht nicht zuletzt auf das handwerkliche Können mit der sie hergestellt wurden zurück. Ihre Betrachtung zaubert nicht nur ein Lächeln ins Gesicht des Betrachters. Sie stellt auch Fragen, die mit einer Leichtigkeit daherkommen, nach dem Unausgesprochenen der eigenen Verklemmtheit, die in einer scheinbar aufgeklärten übersexualisierten Welt kein Thema mehr zu sein scheinen. Und doch berühren sie einen Punkt der Zwischenwelt von Sein und Schein und Scheinheiligkeit, von Kopf und Unterkörper, von Intellekt und Emotion die einhergeht mit den Sissi-Filmen und der Realität der Josefine Mutzenbacher, wer es denn gelesen hat.”

„Danke Frau Josephine Kaiser !”

written by FLATZ