Die 1974 in Berlin geborene Josephine Kaiser absolvierte 1995 die Designschule München und arbeitet und lebt seit 2000 als Künstlerin und freiberufliche Designerin in München.

Ausgewählte Ausstellungen:

2020 „scupltureNOW” Fraunberg Ateliers

2020 „Bubbel Troubel“- Überackerhäusl- München

2020 Discovery Artfair- Köln

2019 Corazón, pulso y resonancia“, Galeria Dieciocho, Playa del Carmen – Mexiko

2019 „Summersplash“ Galerie Schemm „summersplash“- Münster

2019 Galería del Encuentro, Cozumel – Mexiko

2019 Discovery Artfair , Frankfurt

2018 „mira cuántas somos“ Galeria Dieciocho, Playa del Carmen – Mexiko

2018 Munich POP ART #4, München 2018 HO-Galerie, Magdeburg

2017 Galerie Dr. Christl Wagner XX_POSITIONS_3, Frankfurt

2017 Størpunkt „half pound of art“- Galerie, München

“Von einem Strudel aus rauschendem Tüll, wallendem Haar, klatschendem Latex und lauwarmem Leder mitgerissen landen wir auf deinem Seelenvorhof, wo Fräulein Josephine Kaiser gerade portraitiert.

Wen oder was, das konntest du dir bis eben selbst nicht vorstellen.

Jetzt waschen sich dir die Schuppen von den Augen, denn eine Flut von Assoziationen überschwemmt dein Gehirn. Dein Über-Ich ist schließlich total aufgeweicht angesichts von Diva Divine, Amy Winehouse, Catwoman und Pin- up Girls, die mit flunkernder Finesse unter den Händen Josephine Kaisers provokant posieren.

Du hast jede von ihnen irgendwo schon mal gesehen, diese minutiös modellierten Gestalten im Halb- bis Hochrelief, die dich direkt ansehen und dir eure geheime Abmachung ins Ohr flüstern:

„Ich verrate dich nicht, denn ich bin wie du.“

Die einzige Mitwisserin, Josephine Kaiser, holt Komplexe, Fantasien, Geschichten, Sex, Spiel, Liebe und Triebe aus dem Seelenlimbo auf ihren Operationstisch, wo sie wie eine Chirurgin so lange das Unterbewusstsein präzisiert, bis eine Plastik entstanden ist. Sie verarbeitet dabei in einer Art Intarsienarbeit Fimo, aus der ihre 15 bis 30 cm großen Reliefs entstehen.

Nichts wird gemalt, alles soll diese haptische Qualität haben, die man in Dellen auf nackten Oberschenkeln, warmen Wülsten, Falten und in allen erdenklichen Hautfarben mit dem Auge ertasten kann.

Die Künstlerin hat seit 1995 bereits viele Figuren aus Fimo geboren und spezialisiert sich seit 2011 auch auf „Kaiserschnitte“. Diese Scherenschnitte zeigen ebenfalls laszive Gestalten der menschlichen Fantasie.

Allen Portraitierten gemein ist ihre Herkunft, der Raum zwischen unserem Unterbewussten und gesellschaftlich anerkannter Moralität, zwischen „Es“ und „Ich“ oder „Über-Ich“ sozusagen.

Josephine Kaiser feiert die Phantome und Symptome unserer Fantasie, statt diese wie Sigmund Freud als Quell allen Übels zu verdammen. Sie streckt dem chauvinistischen Psychoanalytiker die Zunge raus und zieht ihm die Hosen aus.

Wachst du wieder auf, stehst du gerade auf einer Ausstellung rum, auf der Stroke Urban Art Fair oder im Harry Klein. Vielleicht nippst du auch in der Wiedefabrik an einem Prosecco oder schiebst dich in einer kleinen Galerie amüsiert verlegen von einem Pin-up Girl zum nächsten und weißt nicht, ob du jetzt erröten sollst, weil Kaisers Kunst so aggressiv mit dir flirtet oder ob du einen anerkennenden Satz zur perfekten Technik der Plastikerin und Scherenschneiderin sagen sollst.

Weder noch wird von dir erwartet, du bist eingeladen zur Rollenschau und musst heute nicht spielen!

Es sei denn du willst, denn es gibt keinen Grund für falsche Scham.”

Text Daniela Stumpf